Montag, 22. September 2008

Jahreszeiten


In meinem Kalender steht heute Herbstanfang. In meinem Körper stand es schon vor 40 Jahren irgendwo notiert -- lerne aber jetzt erst, auch diese Wörter zu entziffern. Schön, dass die Jahreszeiten wie Musik sind. Es gibt zwar einen Anfang und ein Ende, aber der eine Farbton ist vor allem wegen dem anderen, der da noch irgendwie dazugehört, so interessant. Manchmal sogar faszinierend. Hin und wieder auch unangenehm...

Das Foto habe ich im Herbst 2006 in Sibirien während einer Studienreise der Plautdietsch-Freunde gemacht. In der Nähe von diesem Weizenfeld bin ich geboren.

Siehe auch Video Hoafst, du doafst in meinem Amalgam-Blog.

Samstag, 20. September 2008

Deutschland wandert, Bayern bechert




Morgen in einer Woche sind Landtagswahlen in Bayern. Vielleicht wandert die CSU zur Abwechslung mal in Oppositionsrichtung -- undenkbar!? Was das wohl für Deutschlands Zuwanderer bedeuten könnte? Ausgerechnet jetzt, wo die CSU laut Wahlprognosen Stimmen verliert, versucht der erste Russlanddeutsche, Dr. Arthur Bechert, ins bayrische Landesparlament gewählt zu werden... Das Thema Wandern in Deutschland hat sich auch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) in Nürnberg auf die Fahnen geschrieben. Als ich am Donnerstag wegen eines Workshops für Integrationsmodellprojekte dort war, staunte ich nicht schlecht über eine kleine Nebensache: Wir trafen uns nicht im riesigen Bundesbunker des BAMF, sondern schräg gegenüber in der Baptistengemeinde! Sollte mir recht sein, denn ich gehörte ja selbst einmal zu einer Baptistengemeinde, nämlich zur Evangelischen Freikirche Siegburg, die früher Evangelische Baptisten-Brüdergemeinde hieß und deren Mitglieder fast alle einen russlandmennonitischen Hintergrund hatten... So wandern wir in Deutschland. Und je mehr wir in Bewegung sind, umso mehr mischen wir uns. Mennoniten und Baptisten. Aussiedler und Ausländer. Migranten und Einheimische. Bayern und Deutschland. Rechte und Linke. Und je mehr wir uns mischen, umso mehr sehnen wir uns nach unserer speziellen Identität.

Warum sollte Bayerns Bechert also keine Chancen haben!? Etwa, weil Bayerns Beckstein zuviel bechert!?


Dienstag, 16. September 2008

Die SPD hat die besseren Interviews

Der nächste Bundeskanzler könnte aus Detmold kommen! Als Lipper, und das bin ich doch inzwischen auch ein bisschen, finde ich den Gedanken natürlich irgendwie reizvoll. Schließlich habe ich in dieser Stadt ein paar Jahre gewohnt und Lukas und Jan sind dort auf diesen Globus geplumpst! Zwar nicht so unerwartet wie dieses verrückte SPD-Interview, aber doch irgendwie überraschend. Überhaupt überrascht mich die SPD immer wieder -- wie jetzt mit diesem genialen ffn crazyphone...



Frau Ypsilanti will die Linken "ziemlich genau nageln" und Hessen auf keinen Fall Koch überlassen! Bin gespannt, wie lange dieses Video online bleibt. Würde mich freuen, wenn mal jemand Willy Brandt faket und Herrn Heller fragt, wann wohl der erste Aussiedler Bürgermeister wird. Oder etwas Einfacheres: Warum kaum ein Mensch mit Migrationshintergrund in den Detmolder Stadtrat gewählt wird??? Dabei sind rund 20 Prozent der Einwohner in Steinmeiers Stadt Migrantinnen und Migranten...

Donnerstag, 11. September 2008

Explosionen





??? Was am 11. September in New York passiert ist, oder am 10. September in Genf, oder am 9. September in Margenau -- so richtig versteht's wohl kaum jemand. Die Grenzen meiner Vorstellungskraft sind hier jedenfalls erreicht. Meine Fantasie reicht immer nur bis in ein dunkles Loch, wo ich etwas suche, und jedesmal auch etwas verliere...

Montag, 8. September 2008

Weltbildungstag - fast überall


Heute ist laut UNESCO der Internationale Alphabetisierungstag. Lesen und Schreiben ist ja eigentlich auch was Verrücktes: Faszinierend, welche Welten man sich mit diesen Fähigkeiten erschließen kann. Katastrophal, welche Chancen ohne diese "Instrumente" verborgen bleiben. Phänomenal, dass Lesen und Schreiben nicht nur Glück, sondern auch eine Menge Unglück bringen kann...

Die weltweit schätzungsweise 500.000 Menschen, die meine Muttersprache Plautdietsch sprechen, sind leider zum großen Teil auch Analphabeten. Während die Plautdietschen in Europa oder Nordamerika entspannt mehrsprachig leben und sich kaum Gedanken um das Lesen und Schreiben in ihrer Muttersprache machen, lernen viele Kinder in den mennonitischen Kolonien Lateinamerikas und in der Karibik nur ein sehr rudimentäres "Hochdeutsch" -- praktisch als Fremdsprache. In den wenigen Schuljahren, die ihnen zur Verfügung stehen, wird das Lesen und Schreiben in der eigenen Muttersprache überhaupt nicht gelernt. Das gelernte (?) Deutsch wird gleich nach der Schule wieder vergessen, da es so gut wie gar keine Anwendung dafür gibt...

Ich finde, es ist höchste Zeit, dass die Verantwortlichen in den mennonitischen Kolonien, in denen die Situation so wie beschrieben ist, sich Gedanken darüber machen, DASS und WIE auch Plautdietsch in ihren Schulen unterrichtet werden kann. Sowohl das MCC als auch die UNESCO dürften in diesem Fall doch sicher offene Ohren und Tjnipsbiedel dafür haben!?

Zum Foto oben: Ein junger Rasta-Mann in Belize, der ein Boot mit einer Gruppe von plautdietschen Mennoniten am Kai befestigt. Ich schätze mal, dass weder dieser Karibik-Mensch noch die Mennos im Boot in ihrer jeweiligen Muttersprache schreiben können. Aber inzwischen vielleicht schon lesen!?