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Heute ist laut UNESCO der
Internationale Alphabetisierungstag.
Lesen und Schreiben ist ja eigentlich auch was Verrücktes: Faszinierend, welche Welten man sich mit diesen Fähigkeiten erschließen kann. Katastrophal, welche Chancen ohne diese "Instrumente" verborgen bleiben. Phänomenal, dass Lesen und Schreiben nicht nur Glück, sondern auch eine Menge Unglück bringen kann...
Die weltweit schätzungsweise 500.000 Menschen, die meine Muttersprache
Plautdietsch sprechen, sind leider zum großen Teil auch
Analphabeten. Während die Plautdietschen in Europa oder Nordamerika entspannt mehrsprachig leben und sich kaum Gedanken um das Lesen und Schreiben in ihrer Muttersprache machen, lernen viele Kinder in den mennonitischen Kolonien Lateinamerikas und in der Karibik nur ein sehr rudimentäres "Hochdeutsch" -- praktisch als Fremdsprache. In den wenigen Schuljahren, die ihnen zur Verfügung stehen, wird
das Lesen und Schreiben in der eigenen Muttersprache überhaupt nicht gelernt. Das gelernte (?) Deutsch wird gleich nach der Schule wieder vergessen, da es so gut wie gar keine Anwendung dafür gibt...
Ich finde, es ist höchste Zeit, dass die Verantwortlichen in den mennonitischen Kolonien, in denen die Situation so wie beschrieben ist, sich Gedanken darüber machen, DASS und WIE
auch Plautdietsch in ihren Schulen unterrichtet werden kann. Sowohl das
MCC als auch die
UNESCO dürften in diesem Fall doch sicher offene Ohren und
Tjnipsbiedel dafür haben!?
Zum Foto oben: Ein junger Rasta-Mann in Belize, der ein Boot mit einer Gruppe von plautdietschen Mennoniten am Kai befestigt. Ich schätze mal, dass weder dieser Karibik-Mensch noch die Mennos im Boot in ihrer jeweiligen Muttersprache schreiben können. Aber inzwischen vielleicht schon lesen!?