Samstag, 23. Mai 2009

Präsident mit Migrationshintergrund




Ist der deutsche Bundespräsident Horst Köhler ein Aussiedler? Im Wikipedia-Artikel über ihn las ich, dass er das siebte von acht Kindern ist - genau wie ich auch, ich war aus irgendeinem komischen Grund darüber begeistert. Und als ich weiter las, musste ich darüber staunen, wieviel Migrationshintergrund er hat!

Horst Köhler, der Sohn bessarabiendeutscher Eltern, wurde heute von der Bundesversammlung in Berlin wiedergewählt. Anscheindend traut man ihm viel zu. Für seine neue Amtszeit wünsche ich Deutschlands Person Nummer 1 viel Glück und Mut und all das, was einen Sympathieträger ausmacht. Überhaupt hatte dieser Samstag heute viel zu bieten. Hier ein Aufstieg (Köhler), da ein Abstieg (Arminia Bielefeld) und parallel dazu ganz viel Sonne und eine außergewöhnliche Geburtstagsparty:

Deutschland ist 60 geworden!

In seinem Grundgesetz hat sich das neue Deutschland verpflichtet, solche Katastrophen wie den Zweiten Weltkrieg nicht wieder zuzulassen. Demokratie und Recht und Freiheit scheinen seitdem auch tatsächlich nicht nur leere Worte auf irgendeinem Papier zu sein. Dieses Land hat mehr oder weniger bewiesen, dass Rechtstaat, Sozialstaat und Wohlstand einander nicht ausschließen müssen. Hoffentlich findet auch das Land, in dem ich geboren bin, eines Tages eine Staats- und Regierungsform, die etwas besser aussieht, als der Film Rubljovka - Straße zur Glückseligkeit vermuten lässt. Diesen hervorragenden Dokumentarfilm von Irene Langemann habe ich heute Nachmittag nämlich im Bielefelder Lichtwerk gesehen. Und ich war wieder einmal froh darüber, dass meine Eltern nach Deutschland ausgewandert sind. Und natürlich auch darüber, dass sie mich mitgenommen haben.

Und auch darüber, dass mein alter neuer Präsident ein Mensch mit Migrationshintergrund ist ;-)

Zu den Fotos: Ganz oben: Horst Köhler (Bild aus Wikipedia, leicht verändert), Blicke aus der Reichstagskuppel: nach unten, nach draußen in Richtung Hauptbahnhof, Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin mit Demo, Irene Langemann vor dem Lichtwerk in Bielefeld, letztes Foto: Szene aus Irene Langemanns "Rjublovka". Der Spiegel schrieb in seiner Ausgabe 47 (2007) über diesen Film: "Eine mutige Regisseurin aus Köln hat es jetzt dennoch geschafft, einen spannenden Kino-Dokumentarfilm über die Chaussee und ihre Bewohner zu drehen. RUBLJOVKA-STRASSE ZUR GLÜCKSELIGKEIT ist das subtile, entlarvende Porträt einer Oberschicht, die alles kaufen kann: Zobelpelze, Villen, Verkehrsregeln."