Donnerstag, 22. Dezember 2011

Plautdietsch FRIND - 2011 - Heft Numma 24



Emma wada een butajeweenlich besondra Moment: Etj hool dee niee FRIND enne Haunt en les en dentj: Es daut meajlich!? Miene Welt, miene Sproak, miene Frind... Du kaunst noch soo vele Sproake rede en lese en schriewe lehre. Oba DIENE Sproak woat dien Vestaunt en dien Hoat emma een grootet Stetj noda senne. Daut hab etj afens wada jespeat, aus etj dise Numma 24 vonne Tietschreft Plautdietsch FRIND derchbledad. Een grootet Kompliment aun Horst Moates ut Herne! Dis nia Chefredakteur haft eene wundaboare Oabeit jemoakt! En hee woat daut hopentlich uck wada doone :)

Utem Ennhault:
  • Wooa tjemmt daut Plautdietsche soo rajcht hea? Onse Muttasproak haft eene gaunz besondre Jeschicht (Rogier Nieuweboer)
  • Een ajchta Pana mett blauem Bloot: Wootoo plautdietsche Nomes vepflichte (Nelli Nachtigal)
  • Dem Haulfmon sien Farjoa: Dee Araber en vondoagsche Jeschichte ut 2001 Nacht (Peeta Wiens)
  • Mejal em tjlienen schwoaten Tjleet: Dee Bokerfolch von Rhoda Janzen en aundre mennische US-Schriewasch (Horst Moates)
  • Hoarms en Thun foare noh Mexiko: Twee Reisende ut Dietschlaunt besetje een Mennistelaunt, woo Apel aus rusche Ritsche heete (ewasat von Katerina Jabs)
  • Taunte Jreeta stoawt (Jack Thiessen)
  • Weltwiet Resse riete - Facebook ooda leewa Fretbok: Woo sich dee Plautdietsche mett eahre Frind oppe gaunze Welt Schnette vetahle tjene (Horst Martens)

Sonntag, 4. Dezember 2011

Montag, 31. Oktober 2011

Les ahm










Les dem Dach
En lot dee Nacht die lehre
Waut Schwoat es
Les dee Foawe em Hoafst
Wan dee Sonn schient
Es vleicht beta
Wan du die dentje kaunst
Waut Foawe send
Woo sich daut aunfeelt, wan et
Woam es
Wiels dee Wint woat kolda
En dee Krauft enne Oge lat no
Dit es dien Dach
Les ahm
En dit es diene Nacht
Les uck ahr
Hee woat sich ahr nich meea nehme brucke
En see woat dit Tjleet nich meea uttratje
Es vleicht uck beta soo

* * *

Dienstag, 25. Oktober 2011

Active Zone Cologne



Der Mensch lebt nicht nur vom Brot allein, sagte Jesus. Und als ich dieses Video vorhin sah, dachte ich: von Integrationskursen allein bestimmt auch nicht! Ich bin richtig froh darüber, dass es immer wieder Menschen und Aktionen gibt, wie hier in diesem active-zone-Projekt!

Rita Loschitz, die beste Fotografin der Welt, die auch in diesem Projekt aktiv ist, hat mich bei Facebook auf diese tolle Arbeit der FECG Köln aufmerksam gemacht und ich würde am liebsten gleich noch ein paar Begeisterte gewinnen, die z.B. hier für dieses außergewöhnliche Integrationsprojekt voten:

Di Ba Du und Dein Verein (1.000 Euro für die super gute Arbeit in diesem Projekt!)

Das Video hier auf dieser Seite zeigt eine Menge Fotos, die Rita Loschitz während der Projekt-Aktionen gemacht hat. Die Musik dabei erinnert mich daran, dass das Leben richtig Spaß machen kann...

Sonntag, 16. Oktober 2011

Rund 300.000




Diese Zahlen fand ich gestern spannend: Rund 300.000 Menschen leben in Island, dem Ehrengast der diesjährigen Frankfurter Buchmesse, wo rund 300.000 Besucher gewesen sein sollen - ungefähr soviele Einwohner hat Bielefeld!

Heute, am letzten Tag der Buchmesse, erhielt der Schriftsteller Boualem Sansal den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels - worüber ich mich sehr gefreut habe. Die Rede, die der frankophone Algerier heute Morgen in der Frankfurter Paulskirche hielt, hat mich beeindruckt und nachdenklich gestimmt. Frieden, so Boualem Sansal, könne nicht geschlossen oder per Vertrag geregelt werden. Das könne man mit allen möglichen Vereinbarungen machen und mit Dingen, die man eben aushandelt, was natürlich auch notwendig sei. Aber Frieden, der müsse erklärt werden, aus einer freien Entscheidung heraus, erklärt und gelebt!

Ob Bücher tatsächlich einen Beitrag zu mehr Frieden in dieser Welt liefern können? Als ich gestern duch die Hallen der Buchmesse schlenderte und gefühlte 300.000 Bücher meine Augen streiften, da wünschte ich es mir. Da war was mit diesen Büchern! Sie können langweilig sein, aber sie können auch unendlich viel auslösen! Auf jeden Fall werden in vielen Büchern Geschichten erzählt. Und manche sogar so gut, wie die von Rafik Schami - natürlich war ich begeistert, als ich ihn im Lesezelt live erlebte (siehe Fotos) und er mal wieder ein paar Gerüchte aus Damaskus erzählte...

Sonntag, 9. Oktober 2011

Leymah Gbowee - eine Mennonitin?



Das finde ich richtig gut: Den Friedensnobelpreis 2011 bekommen drei Frauen, und was für welche! Vor ein paar Tagen haben wir es erfahren, und am 10. Dezember wird ihnen diese schicke Auszeichnung plus über eine Million Euro übergeben: Die liberianische Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf, die Friedensaktivistin Leymah Gbowee, ebenfalls aus Liberia, und die jemenitische Menschenrechtsaktivistin Tawakkul Karman teilen sich den Preis.

Für mich persönlich war dabei auch diese kleine Randnotiz spannend, dass Leymah Gbowee schon in Liberia in einem von Mennoniten geprägten Kontext aktiv war und später dann an der Eastern Mennonite University (EMU) studierte. Hier setzte sie sich intensiv mit dem Thema Konflikttransformation auseinander und wurde auch von Menschen wie Howard Zehr stark beeinflusst - was mir gefällt!

Wie immer geht der Preis an Menschen, die einfach nur ausgesucht worden sind und bestimmt nicht die einzigen sind, die ihn verdient hätten. Ich wünsche den drei Frauen, die ihn dieses Mal bekommen haben, dass sie ihn genießen können und weiterhin das tun, wovon sie in ihren Herzen überzeugt sind.

Dienstag, 4. Oktober 2011

Mittwoch, 21. September 2011

Bin im Knast




Meine Zeit in der JVA-Herford ist etwas weniger als lebenslänglich: Ab heute werde ich dort jede Woche ein paar Stunden verbringen - und zwar als Sprachtrainer für einige Jugendliche, die ihre Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache loswerden wollen, oder wohl eher: sollen. So ganz freiwillig passiert jenseits jener Mauern nicht viel...

Sonntag, 11. September 2011

9/11

Miene Sehns send nu enne neajende en enne alwde Klaus. Mett Jan speld etj afens eene Pertie Schach (en vespeld) en mett Lukas jintj etj mol wada onse Rund tofoot spezere - ditmol nicht soo wiet en nich soo lang, wiels daut reajend... Uck wan vel tweijegone es: Vel jeit wieda. Waust. Wie brucke Reajen en Sonn en Jedult. Mucht Gott ons daut jewe, soo vel en soo foaken aus needich...

Freitag, 15. Juli 2011

Yadun mal'a bi-n-nujum




Als ich in den 90er Jahren an der Uni Bielefeld DaF studierte, empfahl uns Rolf Ehnert die Literatur von Rafik Schami. Ich würde ihn unbedingt lesen, sagte ich mir damals. Dass zwischen jenem Seminar und meinem ersten Schami-Buch dann doch noch 20 Jahre liegen würden, überrascht mich heute ein bisschen.

Es ist wie ein schöner Geburtstag: Damaskus im Herzen - und eine Hand voller Sterne!

Sybirien: Ob es nun daran liegt, dass ich aus Sibirien (klingt ja fast wie Syrien) komme, oder daran, dass der Autor von SYRIA COMMENT einen mennonitischen Namen hat - keine Ahnung: Auf jeden Fall ist mir im Moment überhaupt nicht egal, was rund um Aleppo und Damaskus passiert...

Sonntag, 3. Juli 2011

Freitag, 1. Juli 2011

PACI*FIST

Dem Frieden die Faust?










In dieser Woche hat Deutschland beschlossen, die Atomkraftwerke abzuschaffen. Da ich ja irgendwie auch zu den Mennoniten gehöre, die immer viel von Naturverbundenheit und Pazifismus reden, finde ich: Das ist gut! Auch dass Deutschland heute, zu Beginn der zweiten Jahreshälfte 2011, mit der Wehrpflicht Schluss macht und den Bundesfreiwilligendienst einführt, finde ich gut und richtig.

Zivildienst ist jetzt Geschichte. Vor ungefähr 20 Jahren war ich gerne mal Zivi. Ob ich ein richtiger Pazifist bin oder nicht, das weiß ich bis heute nicht. Auch wenn ich Gewalt ablehne: In meinem Leben und in meiner Welt ist so viel Gewalt! Auch wenn ich mir Frieden und eine heile Natur wünsche: Da ist irgendwo eine Faust in mir. Wohin damit? Ich hoffe, das Parlament in meinem Kopf oder in meinem Herzen trifft Entscheidungen, mit denen sich leben lässt...

Siehe auch:
- Bundestag billigt Energiewende
- Abschied von der Wehrpflicht
-
Friede wird viele zerstören

Samstag, 25. Juni 2011

Sonntag, 12. Juni 2011

Footbaul 2011



HONS 22 (T-Shirt-Aufschrift von Hans aus dem Kitschkas-Team)

Jedes Jahr Pfingstsonntag findet in Preußisch Oldendorf ein plattdeutsches Fußball-Turnier statt: Auch heute gab es wieder knackig Sonne, Musik, viele leckere Sachen und viele viele Menschen - vor allem aus den plautdietschen Dörfern in der Orenburger Gegend in Russland: Hier spielen sie jetzt gegeneinander, Dorf 7 gegen Dorf 3, Kitschkas gegen Chortiza...

Und es scheint einen Riesenspaß zu machen! Da waren wohl insgesamt über 1000 Leute. Jung und Alt. Und sie plauderten fast alle Plautdietsch! Natürlich immer wieder auch mal Russisch. Oder Deutsch, sowie der Moderator hier in diesem Video. Kitschkas bzw. Alisowo schlug im Finale das Team Chortiza 3 zu 0 und wurde Turnier-Sieger.

Siehe auch Fotos im Tweebak-Blog (Hia spele se).


Freitag, 27. Mai 2011

Abschließen. Aufschließen


In den letzten Tagen und Wochen gab es merkwürdigerweise so viele kleine und auch nicht ganz so kleine Dinge, über die ich mich so richtig freuen konnte! Dazu gehören auch Ereignisse in der Verwandtschaft, wie z.B. Tim's Geburt: Meine Nichte Tabea, Ernas Tochter, hatte da in diesen Tagen ein witziges Video bei YouTube gepostet und so fiel mir erst auf, dass ich einmal mehr "Onkel" geworden bin! Aber auch, dass meine Nichte Elona, Rudis Tochter, ihr College abgeschlossen hat und so total verliebt in ihren Verlobten ist, freut mich irgendwie sehr! Ich will mich anstecken lassen! Von Menschen, die immer auch Gutes und Schönes im Leben sehen können. Und von Gott, der uns die Augen dafür öffnen kann.

Die Fotos habe ich heute von Anni, Elonas Mutter, bekommen. Sie ist hier unten auf dem Bild mit ihrem hübschen Töchterchen und ihrem Mann Rudi zu sehen und sie scheint nicht unglücklich zu sein. Von Rudi hab ich neulich erfahren, als er zufällig mal wieder in Deutschland war und wir oben bei Porta-Möbel einen Kaffee tranken, dass er schon seit ca. einem Jahr einen Doktor-Titel hat. Natürlich freu ich mich für ihn. Aber ich dachte bei der Gelegenheit auch daran, wie mangelhaft ich mich informiere, was in nächster Nähe so passiert. Und auch daran, wo denn eigentlich meine eigenen "Abschlüsse" bleiben...

Montag, 25. April 2011

Loslassen? Wie denn?


Nachdem ich mir heute Morgen einen Kaffee ohne Zimt gekocht hatte, wollte ich raus in die Sonne. Aber ich ging nur bis zu der Stelle, an der hier gestern das Osterfeuer brannte. Es war schon ungefähr 10 Uhr, die Asche qualmte immer noch. Ich hockte über eine Stunde vor dem Aschehaufen und der Wind blies mir den Rauch in die Kleider und ins Gesicht. Bevor ich wieder ging, kamen mir unerwartet ein paar Worte an Gott über die Lippen. Ist ja Ostern. Ich bedankte mich für das, was er mir geschenkt hat. Und auch für das, was er mir wieder genommen hat. Pause... Tränen... Und irgendeine blöde Stimme sagte mir: Peter, selber schuld... Scheiß Schuld! Was spielt die denn jetzt noch für eine Rolle!?

* * *

Sonntag, 24. April 2011

El Shaddai



...und hier die Musik dazu :)

Freitag, 22. April 2011

Freitag, 8. April 2011

Jan Philipp Wiens

 ...ist heute 14 geworden! Und feiert gerade irgendwo in den Bergen Norditaliens - am Ende einer hoffentlich schönen Klassenfahrt... Herzlichen Glückwunsch, lieber Jan, von Herzen!!!

Montag, 28. März 2011

Deutscher Frühling





Grün war schon immer meine Lieblingsfarbe. Grüne Farbtöne habe ich in letzter Zeit sehr häufig beim Al-Jazeera-Kucken vor Augen gehabt, und gestern auch auf allen deutschen Kanälen: frisch aus Baden-Württemberg! Spannend, was sich in Deutschland tut! Es ist so abwechslungsreich wie bei einer Ampel! Und so unregelmäßig wie ein Erdbeben... Dass so viele Menschen in Deutschland (und dann noch im Süden) Die Grünen toll finden, gefällt mir natürlich. Das ist doch mal so eine Art Deutscher Frühling - der hoffentlich keine größeren Katastrophen nach sich zieht...

Sonntag, 27. März 2011

Eduard und Arthur Wiens - in Deutschland verfolgt und zu Unrecht inhaftiert



Vielleicht sollten wir auch in Deutschland etwas mehr Demokratie wagen und öfter mal gegen Unrecht protestieren!? Hier mag es um einiges demokratischer und zivilisierter zugehen als etwa in Libyen oder Syrien, aber: Auch hier bei uns in Deutschland, und in diesem speziellen Fall hier bei uns in Ostwestfalen-Lippe, werden Menschen zu Unrecht verfolgt und ins Gefängnis gesteckt. Ich gehe davon aus, dass es viele Fälle gibt, von denen ich nichts erfahre. Weil mir die Gruppe der Russlandmennoniten jedoch am Herzen liegt, ist mir überhaupt nicht egal, was etwa mit den Familien Eduard and Rita Wiens sowie Arthur and Anna Wiens aus Salzkotten (Kreis Paderborn, NRW) geschieht.

Das sind Menschen, die nie etwas Kriminelles gemacht haben, die arbeiten und steuern zahlen, die sich wunderbar um ihre Familien kümmern - und, das kommt noch dazu: Dies sind Menschen, die davon überzeugt sind, dass sie selbst die Hauptverantwortung für die Erziehung und Bildung ihrer Kinder haben - was absolut konform mit internationalem und europäischem Recht ist. Da es in der Schule der Kinder dieser Familien Unterrichtseinheiten gegeben hat, mit denen die Eltern nicht einverstanden waren, nahmen sie die Kinder für diese konkrete Zeit aus dem Unterricht und erhielten dafür Bußgeldforderungen. Diese wollten sie aus Prinzip nicht bezahlen. Letztes Jahr mussten sie deshalb bereits Gefängnisstrafen über sich ergehen lassen, und dieses Jahr nun wieder - jetzt in diesen Tagen in der JVA Hamm.

Die Unterrichtseinheiten zum Theme "Mein Körper gehört mir" sind eigentlich eine gute und sinnvolle Sache, finde ich persönlich. Meine Kinder haben in ihrer Grundschulzeit auch daran teilgenommen. Aber wenn hier jemand eine andere Meinung hat und diese sehr wichtig für ihn ist, sogar so wichtig, dass er bereit ist, für seine (ganz und gar demokratischen) Überzeugungen heftige Strafen in Kauf zu nehmen, dann sollte man das respektieren. Und auch der deutsche Staat sollte sich da nicht korinthenkackerisch vergreifen. Mit diesem Blogpost möchte ich meine Kritik an der Vorgehensweise der zuständigen Behörden aussprechen - und auch meine Solidarität mit den Familien Wiens bekunden.

Siehe auch

Donnerstag, 24. März 2011

Viktor Friesen




Gestern

nahm Viktor seinen 10-jährigen Sohn mit aufs Rad und wollte den Frühling genießen. Sie stürzten. Der Kleine schaffte es, sein Vater leider nicht...

Au Mann, das tut mir so unendlich leid...

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Samstag, 12. März 2011

Freitag, 11. März 2011

津波



Was da gerade in Japan passiert, erschüttert die ganze Welt. Erst dieses wahnsinnige Erdbeben, dann zu allem Überfluss noch ein Tsunami, der wie ein gemeiner Gewinner noch einmal drauftritt. Und dann die Angst vor einem noch größeren Unglück wegen den Atomkraftwerken dort... Klar, dass wir große Angst haben vor diesen Katastrophen. Ich auch. Auch wenn ich hier in Deutschland nur die Bilder sehe und selbst nicht erwischt worden bin. Neben Mitleid mit den Menschen in Japan hat sich heute bei mir noch ein anderes unbequemes Gefühl eingeschlichen: Mein Motto hier in diesem Blog (siehe Foto rechts unten, wo ich über das Gute und Böse in meinem Herzen staune...) hat einen merkwürdigen Bezug zu dieser Katastrophe bekommen. Heute Morgen erhielt ich nämlich eine Email von Jack Thiessen. Er schreibt immer wieder mal plautdietsche Kurzgeschichten. Heute kam überraschenderweise eine neue "Predigt" aus seiner Reihe "Predicht fier haite" - in diesem russlandmennonitischen Deutsch, in welchem ich in meiner Kindheit und Jugendzeit wöchentlich viele viele viele Predigten gehört habe. Auch wenn Thiessens Predigt wohl eher eine Parodie ist, die Botschaft bleibt: Was in unseren Herzen los ist, wird uns und unsere Umgebung langsam aber sicher beeinflussen. Und verändern. Und wenn wir Pech haben, dann so gewaltig und so nachhaltig wie das, was da gerade in Japan passiert...

Das Bild oben ist von Michelangelo Merisi da Caravaggio und zeigt die Bekehrung von Saulus zum Paulus kurz vor Damaskus. Hier die "Predigt" von Jack Thiessen, mit freundlicher Erlaubnis:

Liebe Jemainde,

Maine Gattin Njuta hat mich nun schon mehrere Jahre hinterainander jemahnt, und vemahnt, ich soll doch zu guterletzt noch aine Predicht von die Kanzel loslassen, welche die modernen Sinden behandelt.

Ja, und wail maine Gattin Njuta, maint, ich verfiege noch immer ieber den gettlichen Mut und Einsicht, um die Sinden baim Namen zu nennen, und die Sinder auch am Zagel ihrer Iebeltaten zu knaifen, gedenke ich solches haite mal zu wagen.

Wail ich kainem nicht ainergern wollte und auch kainem das Leben unneutigerwaise vorhatte, sauer zu machen, habe ich diese Predicht dann immer wieder aufgeschoben, und in die letzte Schublade geschoben. Denn es ist ja maistens doch soo, wenn man ain ganz grooses Problem hat, das sich schier nicht loesen lassen will, dann soll man doch am liebsten da Rat suchen, wo die Biebelwaisen schon immer Rat und Waishaiten suchten, naemlich auf dem Liegekissen der Ruhebank des Wohnzimmers, oder noch weiter nach hinten: auf dem molligen Kissen des Schlafzimmers.

Dann zwaimal hinterainander sich nach getaner Arbeit auf das Kissen hinlegen, und dann auch die Lasten des Allerlais und Vielerlais, und die vielen Triebsale und Mieseeligkeiten da abladen, und wenn man dann wieder ausgeruht aufsteht, schlafen die vielen Probleme waiter, und Unserainer hat sich der Lasten der Lebenstriebsaligkaiten entledigt. Das ist das beste Rezept fier ainen gestandenen Christenmenschen mit die Probleme fertig zu werden.

Und siehe, das ist dann auch sait Jahren das probate Mittel gewesen um mit dem Erger des Lebens fertig zu werden. Und dann, wenn der liebe Gott auch noch mitmischt, und er auch unter die Zudecke kriechen tut, werden die Probleme umso schneller geleest, und man kann mal wieder fraie und frische Luft schepfen, und dann wird das Leben auch glaich angenehmer, und die Frau fengt wieder nach der alten Waise an zu schmustern. Auch so maine Gattin Njuta.

Nur dieses Mal wollte mir nichts glicken, wail maine Gattin Njuta darauf bestand, dass ich mal mit ainem Bibelworte kommen sollte, um das Problem der modernen Sinden zu leesen. Und so blieb mir nuscht nich iebrig als im Naien Testament so lange zu suchen, bis ich die Predicht fier Haite fand. Und siehe: bald war es dann auch so wait, wenn ich auch zugeben muss, dass maine Gattin Njuta der froehliche Stein der Anregung diesmal war.

Wir lesen zur Betrachtung das Wort wie es in Apostelgeschichte Kapitel 9 Vers 1-6 steht, und dann auch 10-16 desselben Kapitels. Es geht hier um die alte aber wichtige Jeschichte der Bekehrung des Apostel Paulus.

Wir alle wissen, welche gewaltige Bedeutung dieses Eraignis fier den christlichen Wandel der Welt wurde; ja, liebe Geschwister, es geht hier um die ganz grosse Bekehrung, und um die Umwandlung des Saulus, den Christenverfolger, und wie dieser wietige Christenjaeger im Handumdrehen zu einem sanftmietigen Missionar fier den Herrn wurde. Was sich da auf dem Wege ‘gen Damaskus abspielte, als der Saulus zum Paulus wurde, war auf der Rangebene als wenn ain Hitler zu ainem Billy Graham geworden waere, oder ein Stalin zu ainem Menno Simons, oder vleicht sogar, dass aus ainer Sarah Palin ain klainer Albert Einstein werden konnte. Soo gewaltig!

Jetzt wissen wir’s!

Aber, Ihr Teuren, wollen wir uns aber auch mal vorstellen, was soo im Trubel des alltaeglichen Allerlais und Vielerlais fast so oft passiert, wenn ain Saulus zu ainem Paulus wird. Ja, ja die Erfahrung lehrt, dass sehr oft, ja viel zu oft, ain Paulus aber auch zu ainem Saulus wird. Und sogar in unseren Kraisen der Gemainde kann man solche Ungeheurlichkaiten nicht nur beobachten, sondern auch erleben, und dann melden, und bekennen, o ja!

Und wail mainer Gattin Njuta solche Felle so sehr bekannt sind, besonders nachdem wir ain Telephoon bekommen haben, und wail ihr auch noch waitere Schendlichkaiten baim Damen- und Naehkrenzchen zu Ohren kommen, die ihr so groos und wichtig wurden, habe ich dann endlich zugesagt, dass ich darieber predigen werde, mit die Absicht, das hoffentlich aine Menge der Paulaner, die hier bai uns Mennoniten zu Saulaner geworden sind, und sie zurueck nach Damascus treiben, damit ihnen die Schuppen von die Augen fallen, und sie sich in die Hende spucken, und frisch entschlossen, wieder zu Paulanern werden.

Das ist nicht nur maine Absicht, sonder auch main Auftrag hier in Grienthal an der Elimergemainde.

Also, ist das Gegenstand der Predicht fier Haite. Natierlich kann ain jeder Prediger sich hier wichtig tun, aber die Dinge, ja den Sinder mal baim Namen zu nennen, dazu fehlt ihnen maistens der Mut und die Ainsicht. Und wenn man dann mal forsch genug auftritt, und die Sinden samt Sinder baim Namen zu nennen den Mut aufbringt, dann kann es ainem sogar passieren, dass die Busnisslaite von Stainbach ainem maiden und ihre Geschaefte dann nach Winnipeg verlegen, oder sogar ieber die Grenze in die Staets fahren und baim Onkel Sam ihre Einkaeufe machen. Ja, so kann es ainem passieren, wenn man hier als Prediger den Christenmut walten laesst.

Aber wir wollen es ruhig im Namen des Herrn draufankommen lassen, und die Wahrhait auf die Probe stellen.

Fangen wir ruhig mal hier in die Nachbarschaft an: Bai David Eppens ist der elteste, der David, sehr rachullig geworden, und spekuliert mit grosses Geld, und baut Gebaeude in Nordkildona am Henderson Haiway aus Glitz und Glanz, fast wie im Neuen Jerusalem es moode sain soll. O, wie wietet da mal wieder die schneede Sinde, fast wie in der Molotsch bevor dort die Lichter der Vernunft ausgingen.

Also ist dieser David, ain ainstiger Paulus, zu ainem Saulus geworden.

Und dann nehmen wir auch mal ruhig den Peter Thiessen, den wir manchmal auch den Hunjschen Thiessen nennen , ihren eltesten Peter an. Dieser Peter, der auch einen biblischen Namen traegt, sollte uns aine Ladung Sweet Clover Garben umsonst bringen, wie es ainem Prediger fier saine Kuh und sainem Kunter zusteht. Aber was tat dieser Peter? Er brachte uns zwar ainen Heuwagen voller Garben, aber wail ich seelsorgerisch mal wieder unterwegs war, und maine Gattin Njuta soo gutgleibich ist, hat dieser Beusewicht ihr ganze zwei Dollar abgeknipft. Das ist der zweite Paulus, der zu ain Saulus wurde, und baide sind dazu auch noch unsre Gemaindeglieder!

Ja, und dann die Wienses Elisabeth, die nailich in Sankt Pierre mit ain Soldat in Uniform ain Glas Bier oder vleicht sogar zwai mitten am hellichten Tag, wo die Arbeit doch im Juli von allen Kanten und Enden stendig ruft, getrunken, und dabei noch lachte, oder zumindest kicherte als unser Diakoon da in der Bierhalle zufellig vorbai kam. Ween’s so hat man maine Gattin Njuta erzaehlt. Also schon Nummer Drai der Paulaner, die den Rickweg gen Damascus einschlug, und jetzt Saulinchen, wenn nicht gar Frau Loot heisst!

Und nicht zu vergessen ist dann auch der zwaite Soohn des Hunjschen Thiessen, der altnasige Hans, der sich schon immer so sehr gegrommt vorkam. Dieser ist in Gnadenfeld zu Hause, und tut dem Namen sainer Heimat, Gnadenfeld also, wenig Ehre an. Ja, diesen Gernegroos schrieb sainen Namen schon immer Paulus mit ainem klainen p, aber maistens ist er ein Saulchen geblieben. Saine Iebeltat ist, dass es maistens redet ohne vorher zu ieberlegen, was aus sainem vorlauten Schnabel an Unsinnigkaiten ‘rauskommen warden.

O ja, und wenn wir schon dabai sind die Kammertier der Sinden aufzumachen, missen wir auch den Jasch Blocken Peter erwaehnen. Dieser Peter hat auch mehr Janker im Herzen nach irdischen Dingen als Kopeken in der Fuppentasche, und so nimmt er sich hier und da bai die Nachbarn Hafer in ain verbeulten Aimer, und geht in andere Nachbarspferdekoppeln und lockt die Pferde an, und schnaidet ihnen die Haare von dem Kamm und von die Zageln, und verkauft das getohlene Haar fier sehr gutes Geld und tauscht dann noch gestohlenes Geld fier Whiskey oder sonst Sindiges ain. Und schon wieder wird ain Paul zum Saul.

Wail aber dieser Jasch Blockens Peter auch der greeste Leithammel under die schwarzen Schafe ist, kennen wir damit auch die Predicht fier Haite zum Schluss kommen lassen, und uns gemainsam wieder frohen und guten Muts nach Damascus bewegen, im festen Glauben, dass Saulus sich mal wieder hat zum Paulus bekehren lassen. Denn das ist bai uns Prediger schon immer die Kraft gewesen, wenn wir den Mut aufbrachten, die Dinge baim Namen zu nennen.

Amen!

Montag, 7. März 2011

Ist das so richtig?



Tag für Tag verbringe ich viele Stunden in meinen Integrationskursen. Neulich hatte jemand in der Pause die Tafel gewischt und jemand anders nutzte die Gelegenheit für eine kleine Schreibübung...

Sonntag, 6. März 2011

Mäetaguse




Heute wählt Estland ein neues Parlament.

Mit seiner überschaubaren Einwohnerzahl von etwas mehr als einer Million Menschen hat dieses EU-Land bisher Erstaunliches geleistet und erfahren. Für mich bleibt dieses hübsche baltische Stück Erde nicht nur deswegen interessant, weil es sowohl früher als auch heute so intensiv mit den Russen und den Deutschen verbunden ist - wenn auch immer mit einer gepflegten inneren Distanz. Für mich bedeutet Estland: Kindheit, Haus und Hof und großer Garten, Tagträume im Heuschuppen, hören, wie meine Schwester Anni mit ihren estnischen Freundinnen Monika und Sirje redet, in einer Sprache, die ich nicht verstehe...

Und für mich bedeutet Estland: erster Schultag, erste Schulwoche - dann war Schluss. Denn es war 1975 und meine Eltern hatten die Koffer für Deutschland gepackt. Genau 30 Jahre später, an einem 1. September, habe ich in diesem Schulgebäude in Mäetaguse (Foto) mit meinen Brüdern und Schwestern übernachtet - und zufällig meine Lehrerin getroffen! Das schöne und großräumige Gebäude wurde 1796 vom Deutschbalten Eugenius Octave von Rosen erbaut und wird heute u. a. auch von der Stadtverwaltung genutzt, inklusive Gästezimmer. Das Foto stammt aus der unvergesslichen Estland-Tour mit meinen Geschwistern Mieche, Jascha, Anni, Erna, Rudi und Hans. Heinrich war leider schon tot.

Das war 2005. Da wurde Andrus Ansip in Tallinn Premierminister. Heute wieder? So oder so: Ich wünsche diesem Land Glück für die Zukunft - hea õnn tulevikuks!

Mittwoch, 2. März 2011

Perestroika



Michail Gorbatschow wird heute 80 - und ich habe große Lust, ihm zu gratulieren! Anscheinend teilt in seiner Heimat Russland kaum jemand diese Lust mit mir. „Er hat kein Glück gehabt mit uns, seinem Volk“, sagt z.B. die Politologin Lidija Schewzowa. „Aber wir haben Glück gehabt mit ihm. Leider wird es noch einige Zeit dauern, bis wir das endlich begreifen“, meint die Moskauerin und feiert heute in London. Denn der Perestroika-Prophet hat im Ausland mehr Freunde als zuhause. Woran das wohl liegt?

So oder so: In seiner neuen Eigenschaft als Kritiker Putins wünsche ich dem Nobelpreisträger Michail Gorbatschow viel Glück und auch immer mehr Fans in Russland.

Die Zitate von Lidija Schewzowa stammen aus dem Focus-Artikel Gorbatschows zweite Perestroika.

Siehe auch Mal so, mal so (Interview Poetry)

Montag, 28. Februar 2011

Er ist doch eigentlich ganz lieb




Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan war gestern in Düsseldorf und hat viele seiner Landsleute begeistert und ein paar deutsche Politiker geschockt. Die Türken in Deutschland sollten Deutsch lernen, so Erdogan, aber zuerst bitte Türkisch, ihre Muttersprache. Ja, was ist denn so schlecht daran? Forderte nicht sogar die UNESCO vor ungefähr einer Woche Ähnliches? Ich bin mir sicher, dass Erdogan, der Mann mit dem Muttersprachen-Faible, auch begeistert wäre, wenn Zübeyir Aydar oder Şivan Perwer eines Tages auf einer Großveranstaltung in Istanbul ihre kurdischen Landsleute dazu aufrufen würden, vernünftig Türkisch zu lernen - aber bitte zuerst Kurdisch, und zwar mit staatlicher Unterstützung. Die ganze türkische Regierung wäre begeistert und würde ohne Ende applaudieren, da bin ich mir gaaaaaaaaaaanz sicher.

Siehe auch Stiefmuttersprache oder Christian, der Wulff

Donnerstag, 24. Februar 2011

Montag, 21. Februar 2011

Stiefmuttersprache





Auch wenn wir heute mal wieder den Internationalen Tag der Muttersprache haben: Die eigene Sprache wird in vielen Sprachgemeinschaften immer noch sehr stiefmütterlich behandelt. Kein Wunder, dass Norbert Lammert neulich sagte: Sprecht endlich wieder Deutsch! Und warum sollten die Russlandmennoniten in Deutschland und auch in ihren anderen Ländern nicht auch sagen: Welle moa pienich opp Plautdietsch nobre!

Heute vor drei Jahren saß ich bei Familie Rempel draußen vor dem Haus und genoss eine außergewöhnlich schöne Nacht...

Sonntag, 6. Februar 2011

Klappt nicht immer alles



Meine Mama ist jetzt im Februar 85 geworden und hat ihre Kinder (plus Enkel und Urenkel), soweit sie im Lande waren, einfach mal in den Snow Dome zwischen Hannover und Hamburg eingeladen...

Siehe Dia Show bei Flickr.

Meine Mutter ist 1926 als Elsa Lang im deutschen Dorf Liebental (Georgien) geboren. Sie hatte ein sehr bewegtes Leben (Kaukasus, Sibirien, Baltikum, Deutschland), in dem bestimmt nicht nur die Deportation aus ihrer Heimat und die Zwangsarbeit (Trudarmee) während des Zweiten Weltkrieges wichtige Einschnitte waren. Auch die Arbeit und Mühe mit ihren acht Kindern waren bestimmt kein Zuckerschlecken... Jetzt am Wochenende hat sie uns, ihrem Familien-Clan, einfach mal ein bisschen Schneeschlecken gegönnt - und es war schööööööööööööööön!!!

Die Idee mit dem Snow Dome hatte mein Bruder Jascha. Sein Sohn Giora hat sich jetzt am Sonntag in der FEG Wienhausen taufen lassen.








Auf dem Foto: Meine Eltern...

Freitag, 4. Februar 2011

karabuM



Kairo, Damaskus, ... immer häufiger ist von so einer Art Prager Frühling in der arabischen Welt zu lesen, zu hören, zu sehen. Da wird es an diesem Wochenende bestimmt Millionen von Menschen geben, die kein Auge zukriegen werden. Und wenn, dann vielleicht gezwungenermaßen. Traurig, wie wenig selbstverständlich Freiheit ist. Aber auch peinlich, mit wieviel Arroganz und Egoismus Macht verteidigt wird. Und immer wieder spannend, wie ein Volk, auch wenn es uneins ist, sich lange anpassen kann an offensichtliche Misstände - bis dann irgendwann die Stimmung kippt und die Menschen Mubarak und Co. nur noch von hinten sehen wollen...

Mittwoch, 2. Februar 2011

Mama



1926
Irjentwoo em Kaukasus
Mank Wint en Wausch en Wien
Dien Blood rant
Stoatj
En diene Leew
Well niemols stoawe
Etj spea se
Etj well se oawe
2011

Aulet Baste tom Jeburtsdach!

Samstag, 22. Januar 2011

Amalgam



BoD steht für Books on Demand und ist eine tolle Sache! Ich dachte mir, dass ich den Januar 2011 auch dafür nutze, einfach einmal ein paar von meinen Gedichten und Texten zu einem kleinen Buch zu machen. Also nahm ich einiges aus meinen Blogs hier im Internet und fügte noch ein paar Texte aus der Schublade dazu. Das war ruck zuck erledigt. Und heute ist ein ganz besonderer Tag für mich, denn in meinem Briefkasten war endlich Post von amazon.de: Books on Demand druckt ja nur auf Nachfrage, also habe ich mir selbst mein neues Buch bestellt - bin ja neugierig!

Und begeistert! Als ich eben diesen neuen Gedichtband in der Hand hielt, dachte ich aber auch: Hoffentlich bin ich nicht der einzige ;)

Amalgam
Aus dem Alltag eines Aussiedlers

Books on Demand GmbH, Norderstedt, Januar 2011
ISBN 978-3-8423-4482-2

Freitag, 21. Januar 2011

Bundesbeirat für Integration


Das Jahr 2011 scheint auch für die Menschen mit Migrationshintergrund, die in Deutschland ihre neue Heimat haben, verheißungsvoll zu beginnen. So sieht es jedenfalls Staatsministerin Maria Böhmer und findet, ihre neue Integrationslounge sei ein Ort, an dem miteinander geredet werde, nicht übereinander.

Tatsächlich?

Der letzte Woche installierte Bundesbeirat für Integration war längst fällig. Stimmt. Ich freue mich, dass es dieses Gremium nun endlich gibt! Aber warum dieser so hoch platzierte Beirat eine so unausgeglichene Zusammensetzung hat, und warum dieser neue Bundesintegrationsbeirat eher als Zuschauer denn als Akteur konzipiert ist - das bleibt zunächst offen.

Tayfun Keltek, der Vorsitzende des Landesbeirates NRW kritisiert, dass sich unter den 10 Migrantenvertretern kein Mitglied aus den gewählten Integrations- und Ausländerbeiräten oder deren Bundes- und Landesverbänden wieder findet. Böhmers Beirat sei ohne die demokratisch legitimierten Migrantenvertreter auf den Weg gebracht worden.

Doch selbst wenn alle Integrationsbeiräte Deutschlands oder deren Vorsitzende mit am Tisch sitzen sollten, so blieben immer noch ein paar Millionen dieser Menschen mit Migrationshintergrund draußen vor der Tür: Die Russlanddeutschen, die de facto die größte Migrantengruppe Deutschlands bilden, sind nicht dabei. Sie haben in den Landesintegrationsräten kaum einen Vertreter und sie sind auch im neuen Bundesbeirat für Integration extrem unterrepräsentiert.

Warum eigentlich?

Unter den 32 berufenen Mitgliedern des Bundesbeirates für Integration sind 10 Vertreter von Migrantenorganisationen (MSO) dabei:

  • Bundesarbeitsgemeinschaft der Immigrantenverbände, BAGIV e.V.
  • Türkische Gemeinde in Deutschland e.V.
  • Intercomites (italienische Migranten und Migrantinnen)
  • Verband Griechischer Gemeinden in der BRD e.V.
  • Bund der spanischen Elternvereine in Deutschland e.V.
  • Kroatischer Weltkongress in Deutschland e.V.
  • Zentralrat der Serben e.V.
  • Club Dialog e.V. (russischsprachige Migranten und Migrantinnen)
  • Bundesverband Deutsch-arabischer Vereine
  • Landesnetzwerk der Migrantenselbstorganisationen Sachsen-Anhalt

Wo sind hier die MSO der Russlanddeutschen? Den größten und bundesweiten Dachverband der russlanddeutschen Aussiedler, die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, konnte ich auf dieser Liste nicht entdecken. Merkwürdig. Dafür aber den Berliner Verein Club Dialog e. V., von dem ich bisher noch nie etwas gehört habe.

Wie auch immer: Ich finde es gut, dass Maria Böhmer diesen Beirat eingerichtet hat. Ich hoffe, dass es einige Veränderungen gibt, so dass der geplante "Dialog auf Augenhöhe" tatsächlich zustande kommt. Und ich hoffe, dass dieses Miteinander-Reden auch Teilhabe in Form von Mitbestimmung bedeutet.

Sonst wäre das Ganze nur ein Spiel.

Sonntag, 16. Januar 2011

Rhoda Janzen



Als ich für mich Miriam Toews, Rudy Wiebe oder Julia Kasdorf entdeckte, ging es mir ähnlich wie in diesen Tagen: Wow, dachte ich, hier ist ein tolles Buch, ein super interessanter Autor, eine super interessante und dazu noch sympathische Autorin, irgendwo an der kanadischen oder US-amerikanischen Literaturspitze angekommen, von Millionen gelesen - und es geht um "meine Mennoniten" -- da war ich platt ;) Und auch diesmal hat es mich wieder erwischt:

Rhoda Janzen, aus plautdietschem Hause, war 2010 fast das gesamte Jahr über auf der New York Times Bestseller-Liste und plaudert in ihrem neuen Roman offen und ehrlich (?) und anscheinend auch mit viel Humor aus ihrem mennonitischen Nähkästchen: Mennonite in a Little Black Dress: A Memoir of Going Home. Hab's mir gerade bestellt und freu mich schon sehr auf die Lektüre!

Als Rhoda Janzens Autobiographie auf Platz 1 der New York Times Bestseller-Liste war, war Eat Pray Love von Elizabeth Gilbert gerade auf dem dritten. Gilbert hatte Janzens Buch natürlich auch gelesen und beschrieb es als "most delightful memoir I've read in ages" - klingt wie ein dickes Kompliment!

Montag, 3. Januar 2011

Hoffentlich...


...wird es auch im neuen Jahr genug Gutes geben. Und nicht nur für mich.