Samstag, 22. Dezember 2007

Winterferien


Ich träume immer noch von Schnee. Inzwischen sind in Deutschland ein paar Millionen Kinder in den Ferien und gestern, so schien es mir jedenfalls, waren sie alle gleichzeitig im Herforder Springolino. Vielleicht hätte ich in diesem Indoor-Freizeitpark mit meinen Jungs einfach mittoben sollen. Es war so eiskalt. Aber während sich Lukas, Jan und Arne, ein Freund von ihnen, auf irgendwelchen Trampolinen amüsierten, hatte ich mich so sehr in meine Frankreich-Deutschland-Lektüre vertieft (siehe Foto), dass ich einfach nur sitzenblieb, Kaffee trank und weiterlas. Dieser Matthias Matussek hat mich in den letzten Tagen gefesselt. Kann es sein, dass die Deutschen tatsächlich wieder etwas witziger, lockerer und patriotischer werden? Dem Heinrich Heine etwas näher rücken? Na ja, dann bin ich wahrscheinlich doch kein echter Deutscher...










Ut miene groote Weehdoag
Moak etj dee tjliene Leeda;
Dee hoole dee Wies mette Fadre
En flautre no earem Hoate.

See funge dem Wajch node Leewste,
Doch kome se tridj en see kloage,
En kloage, en welle nich saje,
Waut see em Hoate sache.

* * *

Das Gedicht ist eine freie plautdietsche Übersetzung von Heinrich Heines Aus meinen großen Schmerzen - am 150. Todestag Heines bei Plautdietsch-L zuerst veröffentlicht.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Im Traum sah ich ein Männchen klein und putzig,
Das ging auf Stelzen, Schritte ellenweit,
Trug weiße Wäsche und ein feines Kleid,
Inwendig aber war es grob und schmutzig.
Inwendig war es jämmerlich, nichtsnutzig,
Jedoch von außen voller Würdigkeit;
Von der Courage sprach es lang und breit,
Und tat sogar recht trutzig und recht stutzig.

»Und weißt du, wer das ist? Komm her und schau!«
So sprach der Traumgott, und er zeigt' mir schlau
Die Bilderflut in eines Spiegels Rahmen.

Vor einem Altar stand das Männchen da,
Mein Lieb daneben, beide sprachen: Ja!
Und tausend Teufel riefen lachend: Amen!

Aus dem "Buch der Lieder" von Heinrich Heine

Anonym hat gesagt…

Hat die Natur sich auch verschlechtert,
Und nimmt sie Menschenfehler an?
Mich dünkt, die Pflanzen und die Tiere,
Sie lügen jetzt wie jedermann.
Ich glaub nicht an der Lilie Keuschheit,
Es buhlt mit ihr der bunte Geck,
Der Schmetterling; er küßt und flattert
Am End' mit ihrer Unschuld weg.

Von der Bescheidenheit der Veilchen
Halt ich nicht viel. Die kleine Blum',
Mit den koketten Düften lockt sie,
Und heimlich dürstet sie nach Ruhm.

Ich zweifle auch, ob sie empfindet,
Die Nachtigall, das, was sie singt;
Sie übertreibt und schluchzt und trillert
Nur aus Routine, wie mich dünkt.

Die Wahrheit schwindet von der Erde,
Auch mit der Treu' ist es vorbei.
Die Hunde wedeln noch und stinken
Wie sonst, doch sind sie nicht mehr treu.